Martin Tetzlaff

Wie fühlt es sich wohl an, wenn man alleine vor einem Mikrofon steht, seine Gitarre umgeschnallt hat und beginnt seine eigenen Songs zu spielen? Es ist keine Band mit dabei, man hat niemanden um sich herum und jeder Blick der Zuhörenden ist einem selber gewidmet. Man kann sich also nicht verstecken! Und - wie fühlt es sich an?! Nervösität? Nein! Angst? Aber nein! Zweifel? Nicht doch! An die Stelle verkrampfter Konzentration tritt die Freude zu spielen, sich mitzuteilen, sich aber eben auch diesem Stress auszusetzen - und im Zweifel immer nur gewinnen zu können.

Wenn Phonetic-Gitarrist Martin Tetzlaff aus dem turbolenten Berlin zu einem seiner Solo-Konzerte eine Bühne besteigt und einem interessierten Publikum noch die Fragezeichen über den Köpfen stehen ist bereits seine Stunde gekommen. Innerhalb weniger Momente wird ein Musikkoffer geöffnet, zum Vorschein kommen die verschiedensten Überraschungen und die Fragezeichen sind Ausrufezeichen gewichen. Jetzt kann man erkennen woraus sich ein Martin Tetzlaff zusammen setzt.

Neben dem britischen Anzug eines Neil Hannon liegt die Lederjacke von Julian Casablanca, die wiederrum neben einem Radiohead T-Shirt mit kryptischem Aufdruck in den Hintergrund gerät, während für kühlere Tage in fremden Städten immer noch eine alte Trainingsjacke der früheren Sterne mit dabei ist.

Songs wie "South Korean Girl", "Lügner" oder etwa "A broken doll without a soul" sind nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was Martin Tetzlaff bei seinen Konzerten bietet. Seine glasklare Stimme findet gelungenen Support bei einer sophisticated Britpopgitarre, die zusammen mit minimaler technischer Unterstützung eine typische Martin Tetzlaff-Soundkreation ergeben.

Seine Lieder handeln von kleinen Anekdoten der Großstadt. Sie erzählen von Liebe und Freundschaft, Ruinen der Zwischenmenschlichkeit und Nachwehen persönlicher Erlebnisse. Manchmal verwebt er zusammenhanglose Textfragmente zu einem homogenen Ganzen, um dem Hörer auf diese Art Spielraum für eigene Interpretationen zu lassen. Doch wer ihm vorwirft, er sei noch auf der Suche nach sich selbst, nur weil er auf Deutsch und auf Englisch singt, dem kann Martin Tetzlaff entgegnen: "Wenn ich einen Song schreibe mache ich mir beim Komponieren keine Gedanken in welcher Sprache er sein soll. Es ergibt sich aus dem Moment wo ich zum ersten Mal die Gesangsmelodie vor mir hersumme. Ich versuche meine Gefühle, die durch die Melodien ausgelöst werden, in Worte zu konvertieren und dann kommt entweder ein deutsches oder ein englisches Gebrabbel heraus. Aus diesem „Worthaufen“ forme ich dann einen Text."

Und so ist Martin Tetzlaff: gefühlvoll, manchmal absurd, authentisch – mit einem Lächeln im Gesicht, aber stets die Melancholie im Auge, um trotzallem immer voller Hoffnung zu sein.


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