amazon tracker Enders Room | Bandliste.de
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Willkommen im Hotel Alba.

Um ihren Aufenthalt in dieser fremdfreundlichen Klangwelt so angenehm wie möglich zu gestalten, bitten wir Sie, die nächsten 56 Minuten und 49 Sekunden gut zuzuhören. Entspannen Sie sich im legeren „Luna Park“ oder bei dem hoffnungsvollen Gedanken „When Love Is New Daily“. Feiern Sie im „Tiki Land“ oder auf einem spannenden Ausflug mit der „Alien Rail Road“ in die Zukunftsvisionen der achtziger Jahre. Schwelgen Sie in „Morph“ (1 und 2), gruseln Sie sich bei „El All“ oder bewundern Sie „The Final Hippie“. Lassen Sie sich ruhig gehen und gehen Sie es ruhig an. Denn: „Die ersten Eindrücke sind die stärksten“, wie Hausherr Johannes Enders weiß.

In „Enders Room“ verquickt der „stilsichere Grenzgänger zwischen DJ- Ästhetik, Elektronik und improvisierten Traditionsfragmenten“ (Musikexpress) seine individuellen und inspirierten Sounds mit den Einflüssen von Steve Reich, Stevie Wonder, Radiohead oder Weather Report und Erfahrungen aus dem Spiel mit The Notwist, Billy Hart, Roy Hargrove, Marsmobil oder fauna flash. „Hotel Alba“ ist das denkenswerte dritte, völlig neue Album dieser elektro-authentischen Spielwiese, immer noch „sanft avantgardistisch“ (Die Zeit), „unangepasst und gut“ (Stereoplay) und dabei wie „Vanilleeis mit heißen Himbeeren, aber bei weitem nicht so süß“ (Die Welt). Mit zehn seiner musikalischsten Intimi, darunter auch Roberto di Gioia oder Sebastian Studnitzky, stellt der Leader auf diesem Album erstmals unter Beweis, dass er nicht nur schöne Songs schreibt, sagenhafte Melodien und Harmonien spielt, alle möglichen Saxophone und Flöten, Fender Rhodes, Philicorda und Piano, dazu Bassklarinette, Gitarre und seinen Computer beherrscht, sondern auch singen kann. Das zeugt von Charakter und Charme – und schlägt den Zuhörer noch inniger und extremer in den Bann dieser Musik. Die Höhen und Tiefen, die Spannung und Entspannung, die diese zwölf Stücke erzeugen, treffen im hohen Bogen ins Ziel. Und das ist, wie immer, der Weg. „Wenn alles fließt, ist alles gut“, meint Johannes Enders. „Aber oft gibt es Knoten.“ Ein gutes Jahr, in endlosen Ein-Mann-Sitzungen im Hobbystudiokeller, und dann auch mit den einzelnen Solisten, hat Johannes Enders die Knoten platzen lassen. Einen nach dem anderen, Stück für Stück – bis alles fließt. Spielerisch, wohlgemerkt, denn nur im Spiel kann der zweifache Vater seine „Fantasie ausflippen lassen“, seine Begeisterung erregen und so unernst wie aufrichtig kreativ sein. „Mein Kriterium ist immer, dass ich die Musik selbst noch hören kann. Und das kann ich. Ja, es macht mir sogar Spaß.” Dieser Spaß, aber auch die tief gefühlte Autorität dieser Musik, überträgt sich direkt auf die Ohrenzeugen. Was Enders lange schon „im Kopf herumschwirrte“ nimmt zwischen den Ohren des Konsumenten Form und Farbe an. Der Broken-House-Beat von „Tiki Land“, mit seinen süchtig machenden Bassklarinette-Synthi-Unisonos, geht über in „When Love Is New Daily“, eine sagenhaft treibende, herrlich harmonische Liebeserklärung mit einem Hauch Shaft im Mittelteil. Auf „Just Red And Blue“, einer „quiet is the new loud“ - Ballade mit allerhand harmonischen Überraschungen, singt Johannes Enders erstmals, so sanft und verhalten, wie er spricht (wie könnte es natürlicher sein?). Der erste Morph besticht (ebenso wie der zweite, ganz andere zum Ausklang), mit den sanften Tönen von Roberto di Gioia („einen guten Pianisten erkennt man daran, was er nicht spielt“, so Enders). Allerdings kommen bei „Morph 1“ Drummer Markus Acher, Gitarrist Frank Kuruc und Sebastian Studnitzky an der Trompete dazu, deren Spiel all dem schwerelosen Raum unendliche Tiefe verleiht. Erschreckend und kalt reißt die Drum`n`Basshektik in „El All“ die „Kluft zwischen Spaßgesellschaft und menschlicher Tragödie“ auf, wie Enders meint, dessen Gesang hier einen „giant bug through empty cities“ schickt. „Am Anfang war ich mir unsicher, was meinen Gesang angeht“, meint Johannes Enders. „Aber ein halbes Jahr nachdem ich mir selbst „Vergiss es!“ gesagt hatte, fielen mir die Gesangsspuren wieder ein. Und mit dem Abstand war mir klar: „Ich muss jetzt mal singen!““ Das Titelstück „Hotel Alba“ balanciert nervös geflüsterte Textfragmente von Laurie Antonioli und eine schöne Musik mit Feenchor, Andy Haberls sanften Drums und dem geschmackvollen Zusammenspiel von Roberto Di Gioias Piano und Enders Bassklarinette. Auf „Free Billy“ übernimmt John Hollenbeck die Drums und Micha Acher bläst, wie auch beim „Final Hippie“, sein volles Flügelhorn. Traumhaft und ätherisch wirkt das, dabei gar nicht aufgeräumt oder irgendwie steril, sicher auch durch das atemberaubende Piano. „Roberto di Gioia bereichert alles“, sagt Enders. „Weil er Platz lässt.“ „La La Bee“ ist das einzige Nicht-Enders-Stück auf diesem Album. Sein Komponist Rainer Boehm spielt das satieske Pianostück in dezenter Craig Armstrong-Idylle, Enders selbst kommt nach knapp zwei Minuten solistisch dazu. „Ein schöner Twist, oder?“, meint er sehr richtig. Tatsächlich leitet dieser Ruhepol zum aufgeregten „The Final Hippie“ und seinem sehr hippen Saxophonsolo über. Im „Luna Park“ entspannt sich der Dub höchstpersönlich, bevor der heiße Ritt auf der „Alien Rail Road“ beginnt. „Dieser Song hätte perfekt in jede Italo-Disco in den Achtzigern gepasst“, meint Enders, der hier unter dem Künstlernamen Stefano di Luca das „schlechteste Orgelsolo aller Zeiten“ spielt. Noch ein abschließender „Morph“, die schon erwähnte Nummer 2, und schon checkt einen „Hotel Alba“ aus. Verlängerungen werden gerne durch Betätigen der Repeat-Taste angenommen. Ankommen, loslassen, eintauchen – willkommen im „Hotel Alba“. P.S.: Ab September ist „Hotel Alba“ auch unterwegs