amazon tracker MyKungFu | Bandliste.de
14417
Seit 03.01.2010 aktualisiert 09.04.2012
219 Besucher seit 02.03.2021
 

MyKungFu: Kluger Pop, der zu Herzen geht

Eingängig, eigenständig und so schön, dass es zuweilen wohltuend schmerzt: Das Album «Repeat Spacer» von MyKungFu ist eine Hommage an die grosse Kunst des Pop.

Alles beginnt mit einem traumwandlerischen Fiepen. Und traumhaft bleibt es. Domi Schreiber hat zwölf zartbittere Popsongs komponiert, die zu Herzen gehen. Oft beginnen sie stockend, gestützt nur von einer zarten Melodie, bevor sie abheben zum beglückten Flug («Try Again»). Gegen Ende entwickelt das klug dramaturgisierte Album gehörig Zug bis zum Übermut: Das euphorische Instrumentalstück «Try Not To Talk» fährt mit Fanfaren und komplexen Beats ein, bevor das mit lässiger Gelassenheit gespielte «Shine, Shine, Shine» eine Klammer öffnet, weil es viel zu gut war, um auf der Platte zu fehlen. Zwischendurch schüttelt Schreiber mit scheinbarer Beiläufigkeit einen verboten eingängigen Schrummelsong aus dem Ärmel, der nur gut drei Minuten braucht, um sich bleibend im Ohr einzunisten: «Damage» – die perfekte Single. 
Domi Schreiber ist 1973 geboren und zwischen Solothurn und Bern aufgewachsen. Längst ist er in Winterthur gestrandet und übt sich dort in der grossen Kunst des Kammerpop. Seine neue Platte «Repeat Spacer» hat er erneut in der eigenen Stube eingespielt. Sebastian Horn, Sänger der deutschen Bananafishbones, oder der Zürcher Sänger und musikalische Seelenverwandte Biggles, der sich wie Schreiber auf die Suche nach der fragilen Schönheit begibt, die sogar die Schmerzgrenze zu überschreiten vermag, gehören zu seinen Gästen. 
Wer Talent und Freunde hat, braucht keinen Plattenvertrag: Schreiber veröffentlicht sein zweites Studioalbum im Eigenverlag. Produziert hat die Platte Lukas Speissegger (Foodcorner Studios), mit dem Schreiber vor langer Zeit einmal auch bei HNO zusammengespielt hat (ja genau, das sind die mit dem Radiohit ohne Verfalldatum: «I Don’t Care»).
Mit detailverliebter Beharrlichkeit hat sich Domi Schreiber eine bemerkenswerte Eigenständigkeit erarbeitet. Dennoch verlieren sich die Arrangements von MyKungFu nie im Detail: Trotz der Störgeräusche, mit denen die vertrauten Harmonien geschickt durchkreuzt werden, und des hoffnungslos romantischen Geklingels steht stets der schlichte, betörend schöne Kern des Songs im Zentrum. 
Mit seinem grossartigen Pop für die Seele hat sich MyKungFu in den letzten Jahren ein kleines, aber feines Stammpublikum erspielt. Die Konzerte blieben ein Abenteuer: Von der Duettbesetzung bis zum Stelldichein zahlreicher befreundeter Gäste auf der Bühne haben die Songs alles mitgemacht. Und weil sie halt einfach gut sind, bekommen sie in der ständigen Verwandlung keine Kratzer, sondern entwickeln sich weiter. So klingt das fantastische, bereits auf einer limitierten Duoplatte erprobte «Behind The Tree» nun beinahe noch besser. Gleiches gilt für die beschwingte Version von «Romantic Archeology» am Ende.
«Repeat Spacer» wird bestimmt nicht das letzte Album von MyKungFu sein. Zu gross ist Domi Schreibers Leidenschaft für seine Musik und auch sein Durchhaltewillen. Sein Weg geht er mit Konsequenz, und er hat einen langen Atem. Das ist gut so. Denn wirklich gute Popmusik gibt es viel zu selten. Den Bandnamen hat sich Schreiber übrigens einem wahrscheinlich eher zweitklassigen Film ausgeliehen: Während die Kämpfer ihre Handkanten sprechen lassen, sagt der schmächtige Programmierer über seine Computerkenntnisse: «This is my kungfu.» Die Einen verdanken ihre Unverwundbarkeit der Kampfkunst, die Anderen bauen an der Tastatur an einer neuen Welt. Domi Schreiber überlebt mit seiner Musik. Für alle Freunde des ambitionierten Pop ein Glück.


 Hilfe-Popup Booking: Claudio Zahnd
atwww
+4176516 65 80

Amazon Suchergebnisse für: "MyKungFu"

More Results

Mehr Ergebnisse